{{title:words:5}} Vom: 15. Juli 2025 - Update: 18. Juli 2025 MEHR ERFAHREN...

Land voller Genüsse

Champagner

Informationen & Vorteile

Dirk Naumann

Lesedauer: 8 Minuten

Land voller Genüsse

Weiter ging es über herbstlich-heiße Wege in Richtung Gironde, Europas weitläufigster Flussmündung, durch blumengeschmückte Dörfer und golden schimmernde Weinfelder, wie durch gemalte Landschaften. Es war die Zeit der Weinlese. Reife, schwere Trauben, soweit das Auge reichte, egal in welche Richtung in sah. Ein Ozean von Versuchungen. Ich fühlte mich wie im Traubenhimmel. Zwischendurch den ein oder anderen Apfel, die ein oder andere dicke, süße Feige, frisch gepflückt, von einem der zahlreichen Apfel- und Feigenbäume am Wegesrand.

In einem herrschaftlichen Garten, fast so groß wie ein Park, angelehnt an einem üppig behangenen Apfelbaum, stand eine Leiter und auf der Leiter stand ein älterer Herr und pflückte Äpfel. Gekleidet war der Herr auf der Leiter in einem eleganten, dunkelblauen Morgenmantel mit floralem Muster. Seine Erscheinung und Bewegungen wirkten äußerst vornehm, fast überzeichnet. Eine Szene wie aus einem französischen Filmklassiker. Auch den Titel hatte ich schon im Kopf. Genussvoll, fast zärtlich pflückte er die Äpfel und ließ sie in einen Eimer, der an einem der Äste befestigt war, gleiten.

„Apfelernte mit Stil – Das ist Frankreich!“

Selbst die Ruhepausen fühlten sich in dieser Gegend nochmals genussvoller an. Unter schattenspendenden Bäumen, neben den Weinreben lag ich da, satt und träumend und streichelte meinen mit Leckereien gefüllten Bauch. Genussvolles Naschen und Nichtstun, so muss es im Schlaraffenland sein. Es gab Etappen auf der Reise, die sich weniger genussvoll präsentierten.

Als ich die Stadt Blaye erreichte, fand gerade der Wochenmarkt statt. Überall geschäftiges Treiben, Stimmengewirr, verführerischer Duft. Fangfrische Meeresfrüchte, Hummer, Austern, bester Käse in allen Formen und Variationen und vieles mehr, wurden hier dargeboten. Fasziniert von all dem wandelte ich von einem Stand zum anderen. Hinter dem Wochenmarkt erhob sich die imposante Zitadelle von Blaye, errichtet, um die Stadt Bordeaux zu schützen. Diese Festung gehört als Teil des Vauban-Festungsnetzwerks zum UNESCO-Weltkulturerbe und bot einen atemberaubenden Panoramablick auf die Gironde, Europas weitläufigste Flussmündung. Hier vereinen sich die beiden Flüsse Garonne und Dordogne, bevor sie im Atlantik münden. Nach einem Rundgang durch die Zitadelle, hier erhielt ich auch meinen Stempel, setzte ich per Fähre über die Gironde in das Örtchen Lamarque über und wanderte weiter in Richtung Bordeaux.

Ob ich mich dabei streng an den Pilgerpfad hielt, nebensächlich. Die Richtung stimmte. Vor mir lagen viele Kilometer durch Weinfelder und durch das Herz des Bordelais, wie die Region um Bordeaux auch genannt wird. Hier spürte ich wieder das Gefühl von Vorfreude, dass sich bereits an zahlreichen Orten meiner Reise eingestellt hatte. Zu Fuß durch das Land der Trauben und der Weine. Durch malerische Weinfelder und Reben des Haute Médoc und Margaux, vorbei an eindrucksvollen Châteaus, über ein Stück der „Route de Vin de Bordeaux“, näherte ich mit jedem Schritt der Stadt Bordeaux.

Dirk Naumann, geboren und aufgewachsen in Torgau / Sachsen, lebt nach Stationen in Düsseldorf und Monaco heute in München. 2020, während der Pandemie, brach er auf, zu einer mehr als 3.600 Kilometerlangen Pilgerreise durch vier Länder Westeuropas. Zu Fuß, ohne Vorbereitung und Erfahrung. Aus den Notizen dieser Reise entstand ein persönliches Buch, dass seine gleichzeitig seine Premiere als Autor darstellt.

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Mein Buch: Freigelaufen

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2025-07-18T18:45:55+02:00
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