{{title:words:5}} Vom: 7. September 2025 - Update: 11. September 2025 MEHR ERFAHREN...

Dirk Naumann

Lesedauer: 8 Minuten

Cognac in Cognac

Am nächsten Morgen, im ersten Licht des Tages, führte mich der Weg zur Kathedrale Saint-Pierre. Hier stimmte ich mich im Innenhof auf die vor mir liegende Etappe ein. Morgendliche Frische und absolute Stille um mich herum. Nur ein paar Tauben, die einzigen Besucher neben mir, spazierten im Morgenlicht durch das frisch geharkte, weiße Kiesbett. Noch ein tiefer Atemzug dieser klaren und frischen Luft, dann brach ich auf. Das Ziel, die tausendjährige Stadt Cognac. Cognac ist ein Name für eine Stadt, für eine Region in der Charente, für ein bekanntes ein Weinanbaugebiet und den berühmten Weinbrand.

Auch wenn Cognac nicht auf dem Pilgerweg lag, sondern einen Umweg und eine zusätzliche Tagesetappe bedeute, wollte ich mir dieses romantische Städtchen und einen Besuch eines der vielen Cognac-Häuser nicht entgehen lassen. So baute ich wieder eine zusätzliche Etappe und folgte dem Fluss Charante nach Cognac. Noch auf dem Weg buchte ich eine Führung durch das Schloss Cognac, gleichzeitig dem Stammhaus des Cognac-Hauses Otard.

Am frühen Nachmittag erreichte ich das Schloss Cognac. Hier erfuhr ich, dass aufgrund der wenigen internationalen Touristen im Jahr 2020, dieser Rundgang, der in englischer Sprache stattfand, an diesem Tag nur von mir gebucht wurde. So war ich der einzige Gast dieser Führung und kam in den unerwarteten Genuss einer exklusiven, privaten Führung durch das Château de Cognac und den Produktionsstätten von Otard mit anschließender, großzügiger Verkostung.

Allein im Schloß

Wo sich sonst Schlangen und Ansammlungen von Touristen bildeten, war ich oftmals allein oder mit nur wenigen französischen Touristen zusammen. Ob in Paris, Orléans, an den Schlössern der Loire, in Tours oder jetzt hier in Cognac. Kein Anstehen, kein Drängeln. Dafür Ruhe, Zeit und Raum, alles noch intensiver auf sich wirken zu lassen. Manchmal kam es vor, dass ich mich ob der surrealen Situation selbst kneifen musste, um zu verstehen, dass das gerade real ist.

Ein altes Schloss, dem Geburtsort des französischen Königs Franz I., der auch das Schloss Chambord errichten ließ, die Produktionsstätten mit teils jahrhundertealten Eichenfässern, geheimnisvolle, tiefe und dunkle Gewölbe voller Geschichte und spannenden Geschichten – es fühlte sich an, wie eine Zeitreise wenigstens aber wie ein Besuch in einem außergewöhnlichen Museum.

Und dazu das verführerische Aroma von Cognac, das überall in der Luft lag. Aufgrund einiger weiterer berühmter Hersteller roch gefühlt die gesamte Stadt danach. Eine wunderbare Erfahrung, ein toller Tag in der tausendjährigen Stadt Cognac. Nächstes Ziel, das ich über mehrere Tagesetappen zu erreichen hoffte, war die Region des Bordelais und die Stadt Bordeaux.

Dirk Naumann, geboren und aufgewachsen in Torgau / Sachsen, lebt nach Stationen in Düsseldorf und Monaco heute in München. 2020, während der Pandemie, brach er auf, zu einer mehr als 3.600 Kilometerlangen Pilgerreise durch vier Länder Westeuropas. Zu Fuß, ohne Vorbereitung und Erfahrung. Aus den Notizen dieser Reise entstand ein persönliches Buch, dass gleichzeitig seine Premiere als Autor darstellt.

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Mein Buch: Freigelaufen

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