{{title:words:5}} Vom: 4. November 2025

Update: 4. November 2025
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Dirk Naumann

Lesedauer: 8 Minuten

Porto – Stadt am Douro / 2

Kaleidoskop

Porto, die alte Hafenstadt am Duoro, ist immer eine Entdeckung wert. Vom ersten Moment an wusste ich, dass ich diese Stadt mögen werde. Nach grauen Tagen mit viel Regen zeigte sich die Sonne und ließ Porto im schönsten Licht erstrahlen. Auf einem kleinen Platz mit einer winzigen Bar, vor der zwei Stühle und ein Tisch standen, in direkter Nachbarschaft zur Kathedrale, machten wir eine Pause. Bei einem Glas Vinho Tinto genossen wir den Moment und fühlten uns wie die „Übrig-gebliebenen“. Alle Pilger, mit denen wir den bisherigen Weg gegangen waren, befanden sich bereits wieder in ihrer Heimat.

Möwen kreisten kreischend über unseren Köpfen. Ein Saxofon-Spieler spielte schöne Melodien. Der Klang des Instruments, der Takt der Stadt und das Geschrei der Möwen vermischten sich zu einer einzigartigen Energie. Die milde Novembersonne mit ihren 16 Grad wärmte uns angenehm.

Mir kam das Bild eines Kaleidoskops in den Sinn. Aus einem Punkt wird ein Kosmos voller Verbindungen. Mit jeder Drehung, jeder Entscheidung, jeder neuen Perspektive entsteht ein vollkommen neues Universum sich ständig verändernder Möglichkeiten. Filigrane Strukturen, manchmal nur am Rand, manchmal im Zentrum. Manchmal kaum wahrnehmbar, manchmal radikal. Ein Kaleidoskop wie das Leben. Vor nicht einmal sechs Monaten wäre dieser Lebensstil für mich undenkbar gewesen. Nun erlebte ich bewusst diese Veränderung. Dinge können sich schnell ändern. Hoffentlich bleibt auch nach der Reise ein wenig von dieser Energie.

Livraria Lello & São Bento

Viele Sehenswürdigkeiten in Porto hatten wir fast ausschließlich für uns. Die berühmte und unbedingt sehenswerte Bibliothek „Livraria Lello“, die zu den schönsten Buchläden Europas gezählt wird, war beispielsweise menschenleer. Keine Schlange vor dem Eingang. Zeit und Raum, sich in aller Ruhe inspirieren zu lassen. Fast zwei Stunden verbrachte ich dort, ohne es zu merken. Mit einer in rotes Leinen gebundenen Ausgabe des „Zauberes von Oz“ und der „Lusiaden“, einem klassischen Werk portugiesischer Literatur, verließ ich die Bibliothek.

Am Bahnhof, São Bento, der einmal ein Kloster war und dessen Inneres mit schönsten blau-weißen Keramikfliesen, den berühmten Azulejos verziert ist, begegneten wir Arthur, einem deutschen Rad-Pilger. Ihm waren wir bereits in Santiago de Compostela begegnet. Auch wenn wir uns dort voneinander verabschiedet hatten – hier, vor dem Bahnhof, trafen wir ihn wieder. Was für ein schöner Zufall.

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Dirk Naumann, geboren und aufgewachsen in Torgau / Sachsen, lebt nach Stationen in Düsseldorf und Monaco heute in München. 2020, während der Pandemie, brach er auf, zu einer mehr als 3.600 Kilometerlangen Pilgerreise durch vier Länder Westeuropas. Zu Fuß, ohne Vorbereitung und Erfahrung. Aus den Notizen dieser Reise entstand ein persönliches Buch, dass gleichzeitig seine Premiere als Autor darstellt.

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Mein Buch: Freigelaufen

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