Der Weg führte mich vorbei an der Landskron, der höchsten Erhebung in dieser Gegend und mitten durch die Gröditzer Skala, einem Naturschutzgebiet, wie ein vergessenes Paradies. Gras bis zur Brust, alte Baumstämme, moosbewachsen, wie gestrandete Wesen aus einer anderen Welt, Enten glitten lautlos durch das stille Wasser. Berauscht von dieser Stille, öffnete sich plötzlich eine Lichtung, in der unzählige Insekten in den Sonnenstrahlen tanzten. Hinter hohen Bäumen tauchten große Dächer auf. Ein Schloss! Das idyllisch gelegene Schloss Gröditz, meine Unterkunft für die Nacht.

Am Abend saß ich im gepflegten Schlossgarten, gegenüber die Frau, die dieses Anwesen leitete – Schlossherrin, Managerin, Gastgeberin. Auf meine interessierte Frage, wie man denn zur Schlossherrin oder Managerin eines solchen Anwesens wird, sah sie mich an und antwortete mit einem Lächeln auf den Lippen: „Durchs Pilgern.“

Mit großen Augen sah ich sie an. Jahre zuvor war sie selbst auf dem Weg, erzählte sie; müde, suchend, rastete sie hier. Am Tor hing ein Stellengesuch. Nach der Reise bewarb sie sich und blieb. Heute ist sie die Schlossherrin. Ein Weg und ein Zeichen. Du gehst los und findest ein Schloss. So kann es gehen. Schlossherrin durchs Pilgern.